So stärkst du die Konzentration bei Kindern mit ADHS

Entdecke, wie du die Konzentration bei Kindern mit ADHS gezielt fördern kannst.

Was du über Konzentrationsschwierigkeiten bei ADHS wissen solltest

Konzentration bedeutet, die Aufmerksamkeit bewusst auf eine Aufgabe zu richten und Ablenkungen auszublenden. Für Kinder mit ADHS ist genau das oft schwierig. Sie lassen sich leichter durch Geräusche, Gedanken oder Bewegungen stören und springen von einem Reiz zum nächsten.

Gleichzeitig können Kinder mit ADHS im sogenannten Hyperfokus erstaunlich konzentriert arbeiten, allerdings meist nur, wenn die Aufgabe sie wirklich fesselt. Das zeigt: Konzentration ist keine feste Eigenschaft, sondern hängt von Rahmenbedingungen, Motivation und Energie ab.

Eltern erleben diese Unterschiede oft im Alltag. Während die Hausaufgaben eine endlose Herausforderung darstellen, kann das Bauen mit Lego oder ein Videospiel stundenlang ohne Unterbrechung gelingen.

Die gute Nachricht: Konzentration ist trainierbar. Mit den richtigen Methoden und viel Geduld lassen sich Verbesserungen erzielen; Schritt für Schritt.

Warum ich lieber von „Fokus“ spreche als von „Konzentration“

Vielleicht kennst du den Satz: „Konzentrier dich doch endlich!“  Kinder mit ADHS hören ihn ständig. In der Schule, bei den Hausaufgaben oder im Alltag zu Hause. „Gut gemeint“, löst er oft das Gegenteil aus: Druck, Frust und Widerstand.

Das Wort „Konzentration“ ist für viele Kinder mit ADHS negativ belegt. Sie verbinden es mit dem Gefühl, etwas nicht richtig zu können oder ständig zu versagen. Kein Wunder, dass sie bei diesem Begriff innerlich zumachen,  bewusst oder unbewusst.

Darum spreche ich in meinen Coachings lieber von „Fokus“. Fokus klingt leichter, offener und ist eher mit Neugier verbunden. „Worauf möchtest du deinen Fokus heute richten?“ oder „Lass uns gemeinsam den Fokus auf diese Aufgabe legen.“

Der Unterschied mag klein wirken, doch er verändert die Haltung. Statt Druck zu spüren, erleben Kinder den Begriff als Einladung, ihre Aufmerksamkeit bewusst auf etwas zu lenken. Das eröffnet Raum für Mitgestaltung, Selbstwirksamkeit und Erfolgserlebnisse.

👉 Tipp für Eltern und Lehrpersonen: Versuche im Alltag häufiger „Fokus“ oder fokussieren statt „Konzentration“ oder konzentrieren zu verwenden. Beobachte, wie dein Kind darauf reagiert. Oft entsteht sofort mehr Offenheit und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. 

Grundprinzipien, die Konzentration fördern

Bevor wir in konkrete Übungen einsteigen, lohnt es sich, einige allgemeine Prinzipien im Blick zu behalten:

  • Klare Strukturen und Rituale geben Sicherheit und reduzieren Stress.
  • Ablenkungsarme Umgebung (z. B. aufgeräumter Schreibtisch, ruhiger Raum ohne Dinge, die ablenken) erleichtert den Fokus.
  • Kurze Aufgabenblöcke (z. B. 10–15 Minuten) sind oft effektiver als lange Arbeitsphasen. Ein Kind mit ADHS kann sich ca. 1-max 2 Minuten/Lebensjahr am Stück konzentrieren.
  • Bewegungspausen helfen, Energie zu regulieren und das Gehirn wieder aufnahmefähig zu machen.
  • Positive Verstärkung (Lob, kleine Belohnungen) steigert die Motivation.
  • Regelmässigkeit ist entscheidend. Lieber jeden Tag ein paar Minuten üben, statt einmal pro Woche eine Stunde.

Diese Grundlagen sind wie das Fundament eines Hauses. Darauf lassen sich die folgenden Methoden aufbauen.

Methode 1: Innere Ruhe finden

Die Idee des japanischen Heilströmens ist, durch sanftes Auflegen der Hände die Lebensenergie wieder in Balance zu bringen. Gerade Kinder mit ADHS profitieren von ruhigen Berührungen und klaren Ritualen.

Beispielübung:

  • Man legt beide Hände unter die Sitzbeinhöcker für 2-3 Minuten und atmet mehrmals bewusst ein und aus.
  • Eine weitere Übung ist die eine Hand auf die Stirn und die anderen in den Nacken zu legen und zwei/drei Minuten bewusst zu atmen.

Diese Übungen helfen, das Nervensystem zu beruhigen, innere Anspannung zu lösen und das Bewusstsein für den eigenen Körper zu stärke, sowie das Signal zu geben, sich zu fokussieren. Auch wenn es keine wissenschaftliche Absicherung für Heilströme gibt, berichten viele Eltern von positiven Effekten im Alltag.

Methode 2: BodynBrain-Übungen; Bewegung und Fokus verbinden

BodynBrain kombiniert einfache Bewegungen mit bewusster Aufmerksamkeit. Diese Übungen sind besonders hilfreich, weil Kinder mit ADHS oft viel Energie haben, die sich mit Bewegung leichter in Konzentration umwandeln lässt. Zudem bauen diese Übungen Verbindungen im Gehirn auf, die fürs Lernen (und die Herausforderungen, die eine ADHS mit sich bringt) wichtig sind. 

Beispielübung: Überkreuzbewegungen/Gehen auf der liegenden Acht

  • Das Kind berührt im Stehen mit der rechten Hand das linke Knie und dann mit der linken Hand das rechte Knie. Die Bewegung wird rhythmisch wiederholt, begleitet von bewusstem Atmen. Dauer: 1–2 Minuten.
  • Gehen auf der liegenden Acht. Das Gehen auf der liegenden Acht ist eine lockere, einfache Übung, die im Gehirn die komplexesten Systeme baut und vieles auflöst. Das neuronale Netzwerk kann neu geordnet werden und die Konzentration gefördert. Während dessen können Wörter abgefragt oder auch Sprach- oder Rechenspiele gemacht werden. 

Diese Übung aktiviert beide Gehirnhälften, baut Verbindungen im Gehirn auf und stärkt die Koordination und kann vor Hausaufgaben oder Lernen wie ein „Konzentrations-Startknopf“ wirken.

Methode 3: Achtsamkeit und Atemübungen

Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst wahrzunehmen ohne Bewertung. Für Kinder mit ADHS ist das eine wertvolle Übung, weil sie lernen, ihre Gedanken und Impulse zu beobachten, statt ihnen sofort zu folgen.

Beispielübung: Der Atem als Anker

  • Das Kind legt eine Hand auf den Bauch.
  • Gemeinsam spürt ihr, wie sich die Hand beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt.
  • Zählt dabei leise bis drei beim Einatmen und bis vier beim Ausatmen.

Diese Übung dauert nur wenige Minuten und kann fast überall durchgeführt werden. Mit der Zeit entwickeln Kinder ein stärkeres Bewusstsein für ihren Körper und ihre Gefühle, eine wichtige Grundlage für Konzentration.

Methode 4: „Fit fürs Leben“, Konzentration in den Alltag holen

Nicht jede Übung braucht eine Matte oder einen besonderen Rahmen. Viele kleine Routinen können in den Alltag integriert werden.

  • Timer-Technik: Stelle einen Wecker auf 10 Minuten und lass dein Kind so lange konzentriert arbeiten. Danach folgt eine kleine Pause.
  • Checklisten: Gemeinsam kleine Aufgabenlisten erstellen und abhaken. Das visuelle Feedback motiviert.
  • Konzentrationsspiele: Klassiker wie Memory, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder „ich packe in meinen Koffer“ fördern spielerisch Aufmerksamkeit.
  • Bewegung zwischendurch: Hampelmann, Seilspringen oder ein kurzer Tanz lösen Spannungen und schaffen neue Energie.

Diese einfachen Tricks zeigen Kindern, dass Konzentration nicht nur anstrengend sein muss, sondern auch Spass machen kann.

Methode 5: Kleine Erfolge feiern und Geduld haben

Konzentration zu fördern ist ein Prozess, der Zeit braucht. Wichtig ist, jeden Fortschritt zu sehen, sei er noch so klein. Ein erfolgreich abgeschlossener 10-Minuten-Block ist für ein Kind mit ADHS oft genauso wertvoll wie eine ganze Schulstunde.

Eltern und Lehrpersonen können hier viel bewirken: durch Geduld, positives Feedback und die Bereitschaft, flexibel auszuprobieren, was gerade funktioniert.

Grenzen und wichtige Hinweise

  • ADHS ist eine neurobiologische Besonderheit, keine Frage der Erziehung.
  • Nicht jede Methode wirkt bei jedem Kind gleich. Es lohnt sich, verschiedene Ansätze auszuprobieren.
  • Ergänzende Methoden (wie Heilströmen oder Achtsamkeit) ersetzen keine ärztliche oder psychologische Behandlung oder eine gezielte Coachingbegleitung, können diese aber sinnvoll unterstützen.

Fazit: Konzentration bei Kindern mit ADHS fördern – Schritt für Schritt

Konzentration ist keine Fähigkeit, die von heute auf morgen entsteht. Doch mit klaren Strukturen, Bewegung, Achtsamkeit und gezielten Übungen können Kinder mit ADHS Schritt für Schritt lernen, ihre Aufmerksamkeit bewusster zu steuern.

Wichtig ist, den Weg gemeinsam zu gehen, mit Geduld, Humor und der Bereitschaft, kleine Fortschritte wertzuschätzen.

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FAQ – Häufige Fragen zur Konzentration bei ADHS

Ab welchem Alter helfen Konzentrationsübungen?

Schon im Vorschulalter lassen sich einfache Spiele und Atemübungen einführen. Wichtig ist, die Übungen altersgerecht und spielerisch zu gestalten.

Wie oft sollte man üben?

Täglich wenige Minuten sind besser als lange, unregelmässige Einheiten. Regelmässigkeit zählt mehr als Dauer.

Was tun, wenn mein Kind keine Lust auf Übungen hat?

Spielerisch einbauen, Abwechslung schaffen und das Kind mitentscheiden lassen. Spass ist der beste Motivator.

Kann mein Kind „lernen“, sich wie andere zu konzentrieren?

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Mit Geduld, passenden Methoden und Unterstützung sind Fortschritte möglich, auch wenn der Weg manchmal länger dauert.

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