Achtsamkeit bei Kindern mit ADHS

Wie kleine Rituale zu mehr Ruhe, Fokus und höherem Selbstwert führen

Warum Achtsamkeit gerade bei Kindern mit ADHS so wertvoll ist

Kinder mit ADHS erleben ihre Welt oft intensiver, schneller und lauter. Ihre Gedanken flitzen wie ein wilder Schwarm Schmetterlinge durch den Kopf, ihr Körper scheint ständig in Bewegung zu sein, ihre Emotionen springen wie ein Gummiball in alle Richtungen. Für viele Eltern – und besonders für Mütter – kann das herausfordernd und kräftezehrend sein. Aber auch für die Kinder selbst ist es oft anstrengend: Sie möchten „funktionieren“, sich konzentrieren, ruhig sein und scheitern immer wieder an Erwartungen, die nicht zu ihrem Erleben passen.

In diesem Wirbel aus Impulsen, Gefühlen und Anforderungen kann Achtsamkeit ein kraftvoller Anker sein. Nicht als Zaubertrick, sondern als liebevolle Praxis, die hilft, sich selbst besser zu spüren, zur Ruhe zu kommen und mit mehr Selbstvertrauen durchs Leben zu gehen.

Was bedeutet Achtsamkeit und wie lernen Kinder sie?

Achtsamkeit heisst, mit allen Sinnen im Moment zu sein, nicht in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit, sondern genau im Jetzt, ohne zu bewerten, zu urteilen oder sofort reagieren zu müssen. Für Kinder kann das heissen:

bewusst zu atmen, ein Geräusch ganz aufmerksam zu hören, den eigenen Körper zu spüren oder einfach für einen Moment innezuhalten.

Es geht nicht um Stillsitzen, sondern um Präsenz. Und die darf kindgerecht, spielerisch und bewegt sein. 

Warum Achtsamkeit gerade bei ADHS so hilfreich ist

1. Mehr innere Ruhe und Sicherheit

Kinder mit ADHS sind oft ständig auf Empfang – Geräusche, Reize, Gedanken prasseln auf sie ein. Achtsamkeit hilft ihnen, den Lärm im Kopf ein Stück leiser zu drehen. Mit einfachen Atem- oder Körperübungen lernen sie, einen kleinen Raum der Stille in sich selbst zu finden. Das kann Sicherheit geben, Stress reduzieren und sogar helfen, abends leichter zur Ruhe zu kommen. Regelmässige Achtsamkeit wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Kinder spüren: ich kann mich selbst regulieren.

2. Bessere Konzentration im Alltag

Achtsamkeit ist wie ein Muskel: Je öfter sie geübt wird, desto stärker wird die Fähigkeit, bei einer Sache zu bleiben. Achtsames Zuhören, achtsames Essen oder kleine Aufmerksamkeitsspiele trainieren genau das. Für Kinder mit ADHS ist das eine wunderbare Möglichkeit, Konzentration auf eine positive, druckfreie Weise zu erleben. Sie lernen: Ich kann bei einer Sache bleiben.

3. Weniger Impulsivität – mehr Entscheidungsspielraum

Einer der grössten Herausforderungen bei ADHS ist die Impulsivität; das „Ich hab’s schon gemacht, bevor ich drüber nachgedacht hab!“. Achtsamkeit kann hier wie eine Pause-Taste wirken. Kinder lernen, zwischen Reiz und Reaktion einen kleinen Moment der Wahl zu schaffen. Das geht nicht über Nacht, aber mit liebevoller Übung entstehen neue Reaktionsmuster.

4. Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl

Kinder mit ADHS erleben häufig Kritik, Ablehnung oder das Gefühl, „nicht richtig“ zu sein. Achtsamkeit schafft einen Raum, in dem sie sich selbst liebevoll begegnen können. Sie lernen: Ich bin okay, so wie ich bin. Ich darf neugierig, lebendig, laut, leise, wütend oder fröhlich sein.

Das stärkt nicht nur den Selbstwert, sondern auch die emotionale Resilienz.

5. Alltagstaugliche Achtsamkeitsübungen für Kinder mit ADHS

Es braucht keine stillen Sitzmeditationen (obwohl auch das mit Zeit möglich ist). Achtsamkeit kann spielerisch, bewegt und kindgerecht integriert werden:

Atemübungen

Die „Feder pusten“-Übung: Eine Feder oder ein Wattebausch wird langsam weggeblasen – so entsteht bewusste Atmung auf ganz natürliche Weise.

Der „Bauchaufzug“: Hände auf den Bauch legen und spüren, wie der „Aufzug“ beim Ein- und Ausatmen hoch und runterfährt.

Sinneswahrnehmung schärfen

Barfuss über verschiedene Untergründe gehen, wie zum Beispiel Gras, Sand, Teppich, Fliesen. Wie fühlt sich das an?

Hörspielchen: Wie viele Geräusche höre ich, wenn ich ganz still bin? Oder ein Glöckchen erklingen lassen. Wie lange höre ich den Ton?

Achtsame Rituale im Alltag

Am Abend: Drei schöne Dinge vom Tag benennen, die heute schön waren oder gut gelungen sind oder eine Dankbarkeits-Minute einbauen.

Achtsames Malen: nicht schön, nicht richtig, sondern frei und absichtslos, vielleicht zu Musik, malen. Der Prozess steht im Mittelpunkt, nicht das Ergebnis.

Eltern als Vorbilder: Achtsamkeit beginnt bei Dir

Kinder orientieren sich an unserem inneren Zustand. Wenn Du Dir selbst achtsame, liebevolle Momente gönnst und sei es nur ein bewusster Atemzug am Morgen oder ein Kaffee, der in Ruhe getrunken wird ohne Ablenkung, wird Dein Kind spüren, dass es erlaubt ist, Pausen zu machen.

Fazit: Kleine Momente mit grosser Wirkung

Achtsamkeit ist keine Methode, um Kinder „ruhig zu bekommen“, sondern ein Weg, ihnen zu helfen, sich selbst besser zu verstehen. Es geht nicht darum, sie zu verändern, sondern ihnen Werkzeuge zu geben, damit sie mit ihrer besonderen Art gut durchs Leben gehen können.

Jeder achtsame Moment ist ein Samen für mehr Selbstregulation, mehr Verbindung, mehr Vertrauen ins Leben. 

Du möchtest Achtsamkeit mit deinem Kind erleben?

Ich begleite Dich und Dein Kind auf diesem Weg. In meinen Coachings lernst Du und Dein Kind alltagstaugliche Methoden kennen, um Achtsamkeit mit Leichtigkeit in euer Leben zu bringen, ganz ohne Druck, aber mit viel Herz.

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